Periazetabuläre Osteotomie ab sofort am LKH Feldkirch 17.12.2025
Leistungsspektrum der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie komplett
Im Herbst 2025 hat ein Team der Abteilung „Orthopädie und Unfallchirurgie“ der LKH Feldkirch/Bludenz erstmals eine sogenannte Periazetabuläre Osteotomie (PAO) des Beckens durchgeführt. Dieser Eingriff, der angeborene Fehlstellungen der Hüftpfanne (Hüftdysplasie) zu korrigieren vermag, gilt allgemein als komplex und schwierig. Er wird daher an nur wenigen Gesundheitszentren durchgeführt: „Mit dem Schwerpunkrankenhaus Feldkirch sind es in Österreich nun drei Häuser, die diese Operation anbieten“, macht Primar Priv.-Doz. Dr. René El Attal deutlich. „Damit steht unseren Patientinnen und Patienten ab sofort das gesamte Spektrum der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie zur Verfügung.“
Die Periazetabuläre Osteotomie ist heute minimalinvasiv möglich. Dabei wird die gesamte Hüftpfanne mithilfe verschiedener chirurgischer Werkzeuge gelöst, in die korrekte Position gedreht und wieder fixiert. Geeignet ist die Methode für Patient:innen jüngeren bis mittleren Alters, bei denen die Pfanne nicht richtig ausgebildet ist. Eine Schädigung des Gelenkknorpels (Arthrose) kann so zumindest lange hinausgezögert bis ganz verhindert werden.
Angeborene Fehlstellung korrigieren
Die Patient:innen, die am LKH Feldkirch bereits operiert worden sind, sind beide unter 30 Jahre alt und mit einer nicht richtig ausgebildeten Hüftpfanne auf die Welt gekommen. So richtig bemerkbar gemacht hat sich das erst im Laufe ihres frühen Erwachsenenalters – und zwar in Form von belastungsabhängigen Schmerzen in der Leiste sowie schmerzhafter und schnell ermüdender periartikulärer Muskulatur. „Die Hüftpfanne, die den Hüftkopf normalerweise gut abstützt, kann anlagebedingt zu klein oder abweichend – meist zu steil und nach hinten – gedreht ausfallen“, erklärt Primar Dr. El Attal. „In Österreich werden Säuglinge zwar auf etwaige Fehlstellungen hin untersucht, aber nicht alle Hüftpfannen bilden sich danach auch wirklich perfekt aus. Dadurch kann sich frühzeitig eine Arthrose entwickeln.“ Um zu verhindern, dass sich eben dieser Gelenkverschleiß ausbildet und Schäden verursacht, kann das Team der „Orthopädie und Unfallchirurgie“ nun mit der Periazetabulären Osteotomie die falsche Ausbildung der Pfanne korrigieren und wieder übliche anatomische und mechanische Verhältnisse herstellen.
Die Patient:innen bemerken zunächst ganz lange nichts von ihrer Fehlstellung: „Es beginnt dann langsam mit Schmerzen in der Hüfte, innerhalb weniger Jahre sehen wir bereits erste Arthrose-Zeichen“, erklärt Prim. Dr. El Attal und verweist auf Menschen, die bereits in ihren 40ern eine Hüftprothese benötigen. „Diese funktionieren zwar hervorragend, aber eben nicht ewig. Und jungen Patientinnen und Patienten stehen dann bis zu drei Wechsel bevor. Dazu kommt: Der Eingriff wird aufgrund der Knochenalterung immer komplexer. Da schafft nun die Ausweitung unseres gelenkserhaltenden Portfolios große Erleichterung, denn wir können mit der PAO das natürliche Gelenk für lange Zeit – in vielen Fällen sogar lebenslang – sichern.“ Wenn die Arthrose bereits voll ausgebildet ist, die Knorpelabnützung zu weit fortgeschritten ist, kommt der Eingriff allerdings nicht mehr in Frage. Der Primar geht davon aus, dass die Operation künftig durchschnittlich rund 50-mal im Jahr durchgeführt wird.
Komplexes Wissen und Erfahrung
Der Leiter des Endoprothetik-Teams, OA Dr. Johannes Abel, hat das Wissen um die Periazetabuläre Osteotomie aus dem Universitätsspital „Inselspital Bern“ nach Feldkirch gebracht. Der Eingriff gilt als einer der schwierigeren und komplexeren innerhalb des Faches Orthopädie und Unfallchirurgie: „Ich freue mich, dass wir gemeinsam dieses wichtige Projekt umsetzen. Schmerzfreiheit zu erreichen und die Funktion des dysplastischen Gelenkes wiederherzustellen, ohne ein künstliches Gelenk einsetzen zu müssen, ist ein großer Gewinn für diese meist jungen Patientinnen und Patienten und entspricht dem Gedanken der orthopädischen Chirurgie.“
Die moderne Infrastruktur der Operationssäle im Schwerpunktkrankenhaus bietet dafür optimale Voraussetzungen. Der „Spitalscampus Vorarlberg“ ist in diesem Bereich schon seit Jahren gelebte Realität: Nur mit der Bündelung von Knowhow und Infrastruktur ist Spitzenmedizin auf diesem Niveau möglich.
Nach einer Periazetabulären Osteotomie sind die Patient:innen recht schnell wieder mobil. Nach einer kurzen Zeit mit Krücken – im Durchschnitt sind es sechs Wochen – kann die Hüfte im Idealfall wieder voll belastet werden. „Auch den beiden Patient:innen, die kürzlich am LKH Feldkirch operiert worden sind, geht es sehr gut“, freut sich das Team.
Überschrift Foto:
Ab sofort wird am LKH Feldkirch die Periazetabuläre Osteotomie (PAO) des Beckens durchgeführt; ©VLKH
Von links: Primarius a.D. Dr. Wolfgang Zinser (international anerkannter Spezialist für Hüftchirurgie),
OA Dr. Johannes Abel, Prim. Priv.-Doz. Dr. René El Attal;
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