
Feinschliff für höchste pflegerische Kompetenz
Am 09. Mai 2025 findet im LKH Feldkirch der 2. Vorarlberger Pädiatrische Pflegetag statt. Die jährliche Fortbildungsveranstaltung richtet sich an Fachleute aus dem Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde. Das „Bildungsinstitut Fachbereiche Gesundheitswesen“ und die Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Akademischen Lehrkrankenhaus Feldkirch haben wieder interessiertes Fachpublikum eingeladen, um sich anhand von Vorträgen und Kurzreferaten über aktuelle Entwicklungen und Leistungen auf dem Gebiet der pflegerischen Arbeit mit kranken Kindern und Jugendlichen zu informieren. „Aus- und Fort- bzw. Weiterbildung sind immens wichtige Bestandteile in unserem Beruf“, betont Abteilungsleiter Prim. Univ.-Prof. Dr. Burkhard Simma. „Denn der Fortschritt in der Patientenversorgung vollzieht sich in rasantem Tempo.“
„In Österreich sind derartige Angebote für unseren Bereich rar“, erklärt Organisatorin Evelyn Haider. Dabei weiß die Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin mit Spezialisierung auf Kinder- und Jugendlichenpflege (DKKP) am LKH Feldkirch, wie wichtig es ist, gerade in der Arbeit mit den Jüngsten und deren Eltern die eigene Expertise laufend zu aktualisieren: „Wissen rettet Leben“, bringt sie es auf den Punkt. „Sind alle Berufsgruppen auf hohem Niveau fachgebildet, macht das ein Team äußerst wertvoll.“ Die Nachfrage nach diesem Weiterbildungsangebot ist entsprechend groß: Die rund 100 Plätze für den Pädiatrischen Pflegetag waren auch heuer wieder rasch ausgebucht.
Moderne Medizin erleichtert Alltag für Kinder und Jugendliche
Thematisch spannt sich der Bogen bei der Veranstaltung von Behandlungsmöglichkeiten diverser Atemwegserkrankungen über die Vorstellung des Kinderpalliativteams Vorarlberg bis hin zur Präsentation innovativer Therapien bei Verletzungen und Erkrankungen im Kindesalter. Einer der Feldkircher Referent:innen ist DKKP und Diabetesberater Magdi Roman El Noweim. Er macht in seinem Vortrag am Beispiel von Insulinpumpen deutlich, welch Riesenschritte die Entwicklung der modernen Medizin in den vergangenen Jahren gemacht hat und wie sie damit jungen Patient:innen – hier von „Diabetes Typ1“ – den Alltag erleichtern.
Allein die Kinder- und Jugendabteilung am Schwerpunktrankenhaus Feldkirch verzeichnet pro Jahr vier bis sechs Kinder, die erstmals mit der Diagnose „Diabetes Typ 1“ konfrontiert sind. „Erstmanifestationen“ nennt es der Experte. Die Bauchspeicheldrüse ist bei dieser Form der „Zuckerkrankheit“ nicht mehr in der Lage, das lebenswichtige Hormon Insulin selbst zu produzieren. Eine lebenslange Kontrolle des Blutzuckers und die aktive Zuführung von Insulin sind unumgänglich.
Vorschulkinder und junge Teenager
Bei den meisten Menschen mit Diabetes Typ 1 offenbart sich die Krankheit ab dem dritten, vierten Lebensjahr. Ein weiterer statistischer Höhepunkt des Krankheitsausbruchs liegt im Alter von zwölf bis 14 Jahren. Nach der Corona-Pandemie ist die Zahl der Erstdiagnosen sprunghaft angestiegen: „Im ersten Folgejahr hatten wir am LKH Feldkirch 15 und im darauffolgenden Jahr elf Patient:innen, bei denen sich Diabetes manifestiert hat“, zieht DKKP Magdi Roman El Noweim Bilanz. „Wir wissen, dass bestimmte Virusinfektionen die Manifestation regelrecht triggern. Auch Covid hat die Kraft, Diabetes auszulösen, ähnlich wie das Epstein-Barr-Virus und Influenza-Infektionen.“
Durchschnittlich behandelt das Team am LKH Feldkirch im Jahr rund 60 Typ-1-Diabetespatient:innen im Kinder- und Jugendalter. „Erste Anzeichen, bei denen Eltern hellhörig werden sollten, sind unter anderem ein überdurchschnittlich ausgeprägtes Durstgefühl, extreme Müdigkeit, auffallende Gewichtsabnahme oder wenn das Kind wieder einnässt“, erklärt der Diabetesberater.
Mehr Freiheit durch moderne Insulinpumpen
Vor allem in den vergangenen zehn Jahren hat die Forschung auf dem Gebiet der Insulintherapie „Bahnbrechendes vollbracht“, kann DKKP El Noweim Positives berichten: „Durch die Verbindung der Blutzuckersensoren mit kleinen Insulinpumpen direkt am Körper haben die Patient:innen ein großes Stück Freiheit und auch Sicherheit gewonnen." Der Sensor, der aussieht wie ein Pflaster, misst die Blutzuckerwerte automatisch. Anschließend gibt er die Information an die kleine, mit Insulin gefüllte Pumpe weiter. Diese hat ein eingebautes Rechenprogramm und gibt die exakt erforderliche Menge an Insulin direkt in den Körper ab. „Rund zwei Drittel unserer jungen Patient:innen tragen bereits eine Insulinpumpe“, weiß der Experte.
Durch das Pumpensystem fällt unter anderem die Blutanalyse durch den typischen Fingerpicks zum überwiegenden Teil weg. Außerdem reduziert es die Gefahr von Unter- bzw. Überdosierung durch die feinen und sehr exakten Wirkmengen-Abgaben der Pumpen deutlich. „Und aus Versehen vergessen kann man die Insulingabe auch nicht mehr. Früher mussten die Kinder und Jugendlichen sechs bis acht Mal am Tag selbst mit einem Pen Insulin spritzen. Das können wir ihnen heute weitestgehend ersparen. Ein riesiger Vorteil!“
„Werte, von denen wir früher geträumt haben“
Die Insulinpumpen sind nicht implantiert. Die sogenannten Schlauchpumpen liegen auf der Haut auf – überwiegend am Bauch oder auch am unteren Rücken. Von dort aus dringt ein kleiner Katheter ins Fettgewebe. Das Insulin wird über diese wenige Millimeter lange Kanüle abgegeben. Alle zwei Tage wechseln die Patient:innen den Schlauch, um Infektionen und eine Insulinresistenz des umliegenden Gewebes zu vermeiden. Daneben sind noch Pumpensysteme zum Aufkleben im Einsatz, die alle drei Tage gewechselt und (bislang noch) manuell gesteuert werden. Die modernen Schlauchpumpen mit Katheter-System können bereits über spezielle Apps am Mobiltelefon gesteuert werden: Diese Apps übernehmen unter anderem das vormals händische Festhalten von Blutwerten, das Ausrechnen von Insulinmengen und das Erstellen von Nährwerttabellen. Dazu kommt, dass die Sensor-Pumpen-Verbindungen mit ihren „(Almost) Closed Loop Systemen“ sogar bestimmte Algorithmen erkennen und die Insulinabgabe individuell adaptieren: „Wenn sie beispielsweise bemerken, dass der Blutzucker zu einem bestimmten Zeitpunkt am Nachmittag immer zu hoch ist, dann geben sie zu dieser Zeit eben ein bisschen mehr Insulin ab. Diese Systeme schaffen heute Werte, von denen wir früher nur geträumt haben.“
Das jüngste Kind am LKH Feldkirch, das eine Insulinpumpe bekommen hat, war ein Neugeborenes: „Das Mädchen ist ohne Pankreasfunktion auf die Welt gekommen. Das war vor vielen Jahren, damals habe ich gerade meine Ausbildung gemacht“, erinnert sich der heutige Diabetesfachmann. „Das Mädchen war überhaupt unsere allererste Patientin mit einer Insulinpumpe. Die Pumpen lassen sich also schon im Säuglingsalter einsetzen – eben auch, weil sie so fein und exakt dosiert Insulin abgeben können.“
Gut geschultes Umfeld wichtig
Damit die Pumpensysteme optimal funktionieren, müssen die Eltern und das Umfeld ausgezeichnet geschult sein. „Solange die Kinder sehr jung sind, laufen die Schulungen über die Eltern, speziell über die Mütter.“ Ab dem Teenageralter sind die meisten dann so weit, dass sie das Management weitestgehend selbst übernehmen können. Das verlangt allerdings Eigenverantwortung und Konsequenz in hohem Maß. Die Kinder und ihre Eltern werden am LKH Feldkirch über einen Zeitraum von mindestens einer Woche intensiv geschult. „Und bislang haben wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Magdi Roman El Noweim, der sein Wissen regelmäßig auch an Pädagog:innen in Kindergärten und Schulen weitergibt.
Bei den Schulungen spielen immer auch Aspekte der Ernährung, der Bewegung und der Psychohygiene eine wichtige Rolle: „Wir erklären unseren Patient:innen, wie sie auf ihren Körper hören und ihn unterstützen können und vor allem, dass sich Diabetes und ein glückliches, langes und erfülltes Leben nicht ausschließen. Diabetes ist heute kein Grund mehr, etwas nicht zu tun oder bei etwas nicht dabei sein zu können. Wir haben im Haus beispielsweise tolle Ärzt:innen und Pflegefachkräfte mit Diabetes, die das eindrücklich beweisen. Und die eigene Gesundheit, das eigene Wohlbefinden gut im Blick zu haben, ist ja generell etwas sehr Positives. Das kann man auch den Jüngsten schon mit auf den Weg geben.“
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