Heilender Raum für moderne Behandlungskonzepte 20.11.2025
Nach über einem Jahrzehnt der multiprofessionellen Planung und sorgfältigen Umsetzung ist heute am frühen Nachmittag der Neubau für die Erwachsenenpsychiatrie des Landeskrankenhauses Rankweil offiziell eröffnet worden. Sowohl die anwesenden Mitarbeiter:innen als auch die Vertreter:innen von Politik und Kirche sowie des Bau- und Spitalsmanagements waren sich einig: Mit dem achtgeschossigen Bauwerk ist ein zeitgemäßes psychiatrisches Zentrum für Vorarlberg geschaffen worden, das aufgrund seiner wohl durchdachten Architektur fortschrittliche Behandlungskonzepte möglich macht: „Wir sehen die Psychiatrie längst als modernes Fach mit effektiven Therapiemethoden“, macht Prim. Dr. Jan Di Pauli, Chefarzt und Primar der Erwachsenenpsychiatrie, deutlich. „Und diese Modernität spiegelt sich nun auch in der Architektur unseres Hauses wider. Darüber sind wir sehr froh und auch recht stolz darauf.“
Der Neubau schmiegt sich architektonisch in den südöstlichen Hangbereich der bestehenden Gartenanlage des LKH Rankweil. Über 40.000 m³ an Gestein und Geröll sind ausgehoben worden, um Platz für diesen Teil des Gebäudekomplexes auf dem Areal oberhalb von Rankweil zu schaffen: „Das allein bedeutete organisatorische, logistische, akustische, bau- und tragwerkstechnische Herausforderungen – vor allem bei laufendem Betrieb“, merkt Verwaltungsdirektor Mag. Michael Saxenhammer, MBA an. „Aber wenn man heute das Ergebnis sieht, war es jede einzelne Hürde wert.“
Förderung der Willkommenskultur
Die neue Erwachsenenpsychiatrie erstreckt sich über acht Geschosse. Die Räumlichkeiten sind interdisziplinär gut aufeinander abgestimmt: Moderne pflegerische, therapeutische und medizinische Ansprüche wurden im Planungsprozess bewusst mitberücksichtigt – fachliche Beratung kam direkt von den jeweiligen Expert:innen und Verantwortlichen des LKH Rankweil. Ziel war von Beginn an, die bewährte berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit im Sinne der Patient:innen zu erleichtern: „Uns war beispielsweise wichtig, dass der Pflegestützpunkt der jeweiligen Stationen zentral in der Mitte und offen angelegt ist“, erklärt Pflegedirektorin Elke Kovatsch, MSc MBA. „Er soll eine Art Rezeptionscharakter ausstrahlen, der die Willkommenskultur fördert. Die Mitarbeiter:innen der Pflege sind dadurch jederzeit für ihre Patient:innen erreichbar. Und wir von der Pflege haben gleichzeitig einen Überblick über das Geschehen rundherum. Zudem hat uns die Erfahrung gelehrt, dass Zimmer mit maximaler Zweierbelegung optimal sind, weil damit eine gewisse Reizabschirmung gewahrt bleiben kann – auch dieser Aspekt ist berücksichtigt und umgesetzt worden, was uns besonders freut.“
Von Tagesklinik bis Langzeittherapie
In den obersten drei Stockwerken des neuen Gebäudes sind die Normalpflegestationen untergebracht, die über jeweils 16 Betten (Ein- und Zweibettzimmer mit Nasszellen) sowie je ein Akutzimmer verfügen. Zusätzlich sind Räumlichkeiten entstanden, die von den Stationen gemeinsam genutzt werden: dazu zählen Einzel- und Gruppentherapieräume sowie Fitness- und Unterhaltungsräume.
Im Stockwerk darunter sind – ebenerdig zugänglich – eine Notfallstation angesiedelt sowie die Forensik für Menschen, die aufgrund ihrer Sucht- bzw. psychiatrischen Erkrankung eine Straftat begangen haben. Diese Ebene verfügt über einen ansprechenden Außenbereich.
Ein weiteres Stockwerk beheimatet die psychiatrische Tagesklinik samt Therapiebereich. Dieser spielt im Gesamtkonzept eine wichtige Rolle, da eine funktionierende ambulante Behandlung nicht nur den Genesungsprozess der Patient:innen positiv beeinflusst, sondern auch den stationären Bereich entlastet. „Durch diese Räumlichkeiten können wir ambulante Therapien und tagesklinische Leistungen anbieten, die wir vorher in dieser Form nicht so gut bereitstellen konnten“, freuen sich Prim. Dr. Jan Di Pauli und sein Team.
In den untersten Trakten des Neubaus sind ein Eingangsbereich, diverse Dienstzimmer sowie die Technikräume untergebracht.
Heilende Kunst und Architektur
Die Innenarchitektur orientiert sich an den unmittelbaren und aktuellen medizinischen, therapeutischen sowie pflegerischen Ansprüchen des Faches Psychiatrie. Nachdem die durchschnittliche stationäre Behandlungsdauer bei psychischen Erkrankungen zumeist deutlich höher ist als bei anderen Krankheitsformen, spielt die Qualität der Unterbringung eine besondere Rolle: Sie kann deeskalierend auf den Krankheitsverlauf wirken und ist ein wichtiger Faktor für den Behandlungserfolg. „Wir haben nun Platz für Therapien direkt auf der Station. Das kommt vor allem schwerer erkrankten Menschen zugute, weil die Wege kurz, gut organisiert und dadurch auch viel einfacher für unserer Patient:innen sind. Allgemein steigern die neuen Räumlichkeiten und die Lichtführung des Hauses das Wohlbefinden. Die Innenarchitektur strahlt eine gewisse Ruhe aus“, erklärt Primar Dr. Di Pauli. „All das trägt dazu bei, dass der Heilungsprozess gefördert wird. Man hat nicht ohne Grund den Begriff der Heilenden Architektur geprägt. Sie kann nachweislich die Aufenthaltsdauer der Patient:innen reduzieren, weil diese schneller gesund werden.“
Dass nicht nur Architektur heilend wirken, sondern auch Kunst im Allgemeinen der Seele guttun kann, ist unbestritten. Daher sind auch für die Kunst-und-Bau-Projekte, die speziell für die Erwachsenenpsychiatrie entwickelt wurden, die Künstler:innen schon früh einbezogen worden. Drei Kunstwerke konnten im Einklang mit der Architektur entwickelt werden: Aus dem offenen Wettbewerb sind die Einreichungen der Vorarlberger Kunstschaffenden Stefan Amann, Gabriele Fulterer & Christine Scherrer sowie Christian Helbock als Siegerprojekte hervorgegangen: „Chunks“ nutzt das haptische Potential der Türknäufe. Leicht verformt und bearbeitet zeigen sie auf, dass auch das weniger Perfekte ein funktionierendes Gegenüber sein kann. Ein weiteres Kunstwerk entsteht durch aneinandergereihte Fragmente aus Briefwechseln, die vom Leben innerhalb und außerhalb der Klinik erzählen. Diese Textpassagen erscheinen auf Oberflächen wie Glas und Beton. Außerdem bespielt die großflächige Intervention „Raumcollagen“ unter anderem eine Wand im Erdgeschoss und damit eine stark frequentierte Zone der Begegnung.
Die Erwachsenenpsychiatrie ist nicht der einzige Bereich auf dem Areal, der neu gebaut wird: In der nun folgenden Bauetappe entsteht das zentrale Eingangsgebäude für das Landeskrankenhaus Rankweil sowie der Neubau für die Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Fact Box - Neubau Erwachsenenpsychiatrie LKH Rankweil
Nutzfläche: 8.390 m²
Errichtungskosten: € 69.000.000 (exkl. MwSt.)
Bauherr: Vorarlberger Landeskrankenhäuser / KHBG
Projektabwicklung: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Hochbau und Gebäudewirtschaft
Architekt / Generalplaner: Marte.Marte Architekten ZT GmbH
Baumanagement / Örtliche Bauaufsicht: gbd ZT GmbH
Statik: M+G Ingenieure Dipl. Ing. Josef Galehr Ziviltechniker GmbH
Baubeginn: Juni 2021
Eröffnung: November 2025 / Baufertigstellung: Dezember 2025
Statements:
„Mit dem Neubau der Erwachsenenpsychiatrie am Landeskrankenhaus Rankweil setzen wir in Vorarlberg ein klares Zeichen für eine moderne und bedarfsgerechte Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Dieses Projekt ist ein wichtiger Meilenstein für die psychiatrische Versorgung in unserem Land und unterstreicht unser Bekenntnis zu einer Gesellschaft, in der psychische Gesundheit höchste Priorität hat. Ich danke allen, die an der Planung und Umsetzung beteiligt waren und wünsche den Patientinnen und Patienten sowie dem gesamten Team am Standort alles Gute.“
Mag. Markus Wallner / Landeshauptmann
„Mit dem Neubau der Erwachsenenpsychiatrie in Rankweil investieren wir in die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Vorarlberg – in unsere Patient:innen, in unsere Mitarbeiter:innen und in moderne Strukturen. Rankweil ist eine wesentliche Säule unseres Spitalscampus und spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung und Begleitung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die durchdachte Architektur schafft optimale Rahmenbedingungen für interdisziplinäre Zusammenarbeit und bestmögliche Betreuung - ein starkes Zeichen für unsere gemeinsame Verantwortung in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen.“
Martina Rüscher, MBA MSc / Gesundheitslandesrätin
„Dass die Gesellschaft und die Politik in Vorarlberg bereit sind, in diesen Neubau zu investieren, verdeutlicht die Offenheit, mit der sie der psychischen Erkrankung und deren medizinischen und therapeutischen Versorgung, eben dem Fach Psychiatrie, begegnen. Das ist nicht selbstverständlich und muss – wie der gesamte Prozess der Entstigmatisierung – immer wieder aufs Neue auch öffentlichkeitswirksam erkämpft werden. Ein Bau wie dieser spiegelt wider, wie ernst das Fach inzwischen genommen wird, dass es dafür ein gutes Krankenhaus braucht, das nicht versteckt wird. Ganz im Gegenteil: es wird präsentiert. Das ist Entstigmatisierung. Denn mentale Gesundheit betrifft uns alle. Es ist wichtig, darüber zu sprechen, sie zu fördern und Unterstützung anzunehmen, wenn eine psychische Krankheit den Alltag und die Lebensqualität beeinträchtigt. Unser Haus steht für eine moderne, menschliche und ganzheitliche Behandlung.“
Prim. Dr. Jan Di Pauli / Chefarzt LKH Rankweil, Primar Erwachsenenpsychiatrie
„Das neue Gebäude schafft Rahmenbedingungen, die unsere tägliche Arbeit wesentlich erleichtern und die Versorgung unserer Patient:innen auf ein neues Niveau heben. Die großzügigen, hellen Räume, die klare Orientierung und die breiten Gänge sorgen nicht nur für ein angenehmes Umfeld – sie bringen echte Vorteile im Pflegealltag. Unsere Mitarbeiter:innen haben jederzeit einen guten Überblick über die Patientenbereiche, können schneller reagieren und bleiben näher am Geschehen. Das bedeutet mehr Sicherheit und mehr Zeit für das, was am wichtigsten ist: die direkte Betreuung der Menschen, die zu uns kommen.
Besonders wertvoll ist auch die neue räumliche Struktur auf den Stationen. Durch die gezielte Anordnung der Räume und die unmittelbare Nähe zu Sozialarbeit, Psychologie und anderen Berufsgruppen wird interprofessionelles Arbeiten im wahrsten Sinne des Wortes erleichtert: kurze Wege, schnelle Abstimmungen und gemeinsames Handeln – wie Zahnräder, die nahtlos ineinandergreifen. Die vielen Glaselemente fördern Transparenz, Offenheit und ermöglichen ein Miteinander, das sich positiv auf den Genesungsprozess auswirkt. Wir leben multiprofessionelle Zusammenarbeit seit Jahrzehnten – doch diese neue bauliche Umgebung unterstützt uns nun optimal dabei. Die Architektur macht sichtbar, was uns im Kern ausmacht: gemeinsam für das Wohl unserer Patient:innen da zu sein.“
Elke Kovatsch, MSc MBA / Pflegedirektorin LKH Rankweil
„Das Gebäude fügt sich harmonisch in das Gesamtgelände ein. Und wenn man es betritt, dann ist das immer wieder ein unglaublich atmosphärischer Moment: es ist so offen und lichtdurchflutet. Hier ist für die Patientinnen und Patienten der kommenden Jahrzehnte ein Meilenstein entstanden, ein Ort, an dem die mentale Gesundheit im Mittelpunkt stehen wird und Menschen mit psychischen Erkrankungen jene medizinische und therapeutische Versorgung erhalten werden, die sie verdient haben. Psychische Gesundheit ist ein zentraler Bestandteil von uns allen und somit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die mit diesem Neubau unterstrichen wird und das Wohlbefinden der Mitglieder unserer Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt.“
Mag. Michael Saxenhammer, MBA / Verwaltungsdirektor LKH Rankweil
„Mit diesem zukunftsweisenden Großprojekt am Areal des LKH Rankweil ist ein modernes Gesundheitszentrum für Psychiatrie geschaffen worden. Die unmittelbaren Rahmenbedingungen sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Patientinnen und Patienten wurden wesentlich verbessert: Aufenthaltsqualität und Arbeitsbedingungen profitieren in hohem Maße von der modernen Innenarchitektur. Der Neubau, der auch den Standort insgesamt deutlich aufwertet, ist zudem ein deutliches Signal nach außen: Psychische Erkrankungen betreffen Menschen aus allen Lebensbereichen. Es war höchste Zeit, diese Disziplin aus dem Randbereich ins Zentrum zu rücken. Die Entstigmatisierung des Krankenhauses Rankweil von einer Nervenklinik – der einstigen Wohltätigkeitsanstalt Valduna – hin zu einem modernen interdisziplinären Gesundheitszentrum kann mit diesem Projekt abgeschlossen werden.“
Dir. Dr. Gerald Fleisch & Dir. Priv.-Doz. Dr. Peter Fraunberger / Geschäftsführer VLKH
„Es erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit, dass wir diese Bauetappe der Erwachsenenpsychiatrie erfolgreich und ohne Zwischenfälle abschließen konnten. Dieser Meilenstein ist das Ergebnis einer beeindruckenden Teamleistung – getragen von Engagement, Fachkompetenz und gegenseitigem Vertrauen. Solch ein Projekt gelingt nur, wenn viele Menschen mit Herzblut, Achtsamkeit und einem gemeinsamen Ziel an einem Strang ziehen. Dafür danke ich allen Beteiligten sehr.
Mit dieser Etappe schaffen wir nicht nur moderne Räume, sondern Orte, die Heilung, Begegnung und Würde fördern. Das neue Gebäude steht für eine Architektur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt – offen, lichtdurchflutet und einladend.
Nun blicken wir mit Zuversicht auf die nächste Bauphase. Sie wird uns der Vision eines ganzheitlichen, zukunftsorientierten und nachhaltigen Gesamtangebotes in der psychiatrischen Versorgung einen weiteren Schritt näherbringen. Ich freue mich darauf, diesen Weg gemeinsam fortzusetzen.“
Michaela Fasching, MBA / Leitung Strategisches Baumanagement, Technik & Instandhaltung VLKH
„Die neuen Einrichtungen für das Landeskrankenhaus Rankweil entstehen in idyllischer Lage, am südlichen Waldrand der Gesamtanlage. Drei neue quadratische Bauvolumen formieren sich nach Fertigstellung des Masterplans zu einem spannungsvollen Ensemble mit starkem Bezug zum umliegenden Naturraum. In Zukunft wird man im LKH Rankweil von einer einladenden Vorplatzsituation empfangen. Über ein zentrales Eingangsgebäude mit großzügiger Lobby und lichtdurchflutetem, zylindrischem Innenhof gelangt man auf kürzestem Wege in alle Stationen des Hauses sowie direkt in die zentrale Ambulanz.
Als erster wichtiger Baustein des zukunftsweisenden Krankenhauses wird gerade die Erwachsenenpsychiatrie fertiggestellt. Die Stationen sind übersichtlich konzipiert, die Zimmer und die Gemeinschaftsräume hell und wohnlich gestaltet. Die architektonische Gestaltung wird vom Spiel der erdfarbenen Sichtbetonfassade mit den großen Fensterelementen in Holz und Aluminium sowie möbelartigen Einbauten und pastellfarbigen Akzenten bestimmt.“
Dipl.- Ing. Bernhard Marte / Marte.Marte Architekten ZT GmbH
„Mensch-Sein umfasst immer mehr als physikalische gut geregelte Abläufe, die einen Organismus funktionieren lassen. Dieses Mehr erlebe ich in vielen Begegnungen von Mensch zu Mensch, in der Pflege, in der Medizin, die das Wohl des Menschen ins Zentrum stellt. Ich freue mich, dass am Landeskrankenhaus Rankweil neue Räume dafür geschaffen werden konnten.“
Dr. Benno Elbs / Bischof
Nachweis Fotos:
**Bilder offizielle Eröffnung Neubau Erwachsenenpsychiatrie LKH Rankweil; ©Land Vorarlberg/7PRO.TV
**Architekturbilder Neubau Erwachsenenpsychiatrie LKH Rankweil; ©Martin Schachenhofer
**Luftbild Neubau Erwachsenenpsychiatrie LKH Rankweil; ©VLKH
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