Mit Wissen, Leidenschaft und ganz ohne Zeitdruck 19.12.2025
Neue Stillambulanz am LKH Feldkirch bietet individuelle Beratung
Ohne Stress oder Hektik und auf die ganz persönlichen Bedürfnisse von Mutter und Kind abgestimmt – seit knapp einem Jahr ist die neue Stillambulanz im Landeskrankenhaus Feldkirch in Betrieb. Ähnlich wie auch an den LKH Bludenz und Bregenz bereits etabliert, bildet die Ambulanz als Angebot der Abteilung „Frauenheilkunde und Geburtshilfe“ zuverlässige Unterstützung bei allen Anliegen, die das Stillen betreffen. Drei Mal pro Woche sowie nach telefonischer Vereinbarung beantwortet auch das Feldkircher Team rund um Oberärztin Dr. Caroline Ender sämtliche Fragen, findet Lösungen bei Unsicherheiten und unterstützt die ganz persönlichen Möglichkeiten.
„Jede Stillbeziehung ist einzigartig“, weiß die ärztliche Bereichsleiterin der Geburtshilfe. „Die Beratung wird daher in unserer Stillambulanz – je nach persönlichen Anliegen und Voraussetzungen – jeweils individuell auf Mutter und Kind abgestimmt.“ OÄ Dr. Caroline Ender sowie weitere Mitarbeiterinnen der Stillambulanz sind ab Jänner IBCLC-zertifiziert. Dieser Titel unterstreicht einmal mehr Qualität, Engagement und Fachkompetenz im klinischen Management des Stillens und ist international geschützt.
Interprofessionelles Team
Die Ambulanz der Abteilung „Frauenheilkunde und Geburtshilfe“ unter Prim. DDr. Burghard Abendstein steht allen Wöchnerinnen offen. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Frauen frisch entbunden haben oder schon ein bisschen länger Mama sind: „Auch all jene, die sich schon über eine gewisse Zeit hinweg mit offenen Fragen und Sorgen rund ums Stillen beschäftigen, sind willkommen“, betont Dr. Caroline Ender. „Genauso wie werdende Mütter, die beispielsweise unter Schwangerschaftsdiabetes leiden und sich bereits vorab Gedanken übers Stillen machen.“
Aufgrund der vielseitigen Fragestellungen, die sich dadurch ergeben, arbeiten in der Stillambulanz mehrere Berufsgruppen Hand in Hand, teils auch interdisziplinär: „Etwa gemeinsam mit Kinderärzt:innen, wenn die Situation das erfordert. Eine tragende Säule im Team ist beispielsweise DGKP Kerstin Dörler, eine zertifizierte und erfahrene Stillberaterin. Sie übernimmt – neben den aufs Stillen spezialisieren Gynäkolog:innen – einen ganz wichtigen Teil unserer Beratungen.“ Kerstin Dörler zeichnete bereits gemeinsam mit Dr. Heidemarie Körber-Lemp vom LKH Bregenz unter anderem auch für den Aufbau des „Stillcafes“ beim Personalwohnheim des LKH Bregenz verantwortlich. Hier ist bewährte Expertise – ganz im Sinne des „Spitalcampus Vorarlberg“ – erfolgreich gebündelt worden.
Aufklärung nimmt Stress heraus
Zu den häufigsten Anliegen, mit denen die Frauen in die Stillambulanz kommen, zählen Schwierigkeiten beim Anlegen des Neugeborenen an die Brust: „Das führt oft zu offenen Brustwarzen und auch zu Schmerzen, gefolgt von Frust für Mutter und Kind“, weiß die Expertin. „Und das hat immer wieder ein frühes Abstillen zur Folge. Gerade in solchen Situationen kann durch angeleitetes Ausprobieren verschiedener Möglichkeiten und professioneller Aufklärung viel Stress aus der Situation genommen werden. Und allein das hilft meist schon deutlich weiter.“
Besonderes Fachwissen setzt die Beratung beim Stillen von Frühgeborenen und Mehrlingen voraus. Auch wenn etwaige Krankheiten bei Mutter oder Kind den Einsatz von Medikamenten nötig machen, ist eine spezielle Expertise gefragt: „Wir unterstützen beispielsweise häufig Mütter mit Gestationsdiabetes, aber auch werdende Mamas, die aus verschiedenen Gründen mit einer bevorstehenden Frühgeburt konfrontiert sind. Hier kann es unter anderem sehr hilfreich sein, frühzeitig Kolostrum, also Erstmilch, zu gewinnen. Und im Falle von notwendigen Medikamenteneinnahmen versuchen wir, den besten Weg zu finden. Stillen ist öfters möglich, als man denkt!“, macht Dr. Caroline Ender Mut.
Eine weitere besondere Herausforderung ist der Umgang mit sogenannten Schreibabys. Auch in solchen Situationen, in denen Mamas nicht mehr weiterwissen, können sie sich in der Stillambulanz melden: „Denn manchmal kann man gemeinsam eine gute Möglichkeit finden, um die teils besonders belastenden Momente zumindest etwas zu entspannen.“
Recht auf Selbstbestimmung
Stillschwierigkeiten führen oft zu großer Sorge. „Und diese Sorge löst mitunter reduzierten Selbstwert, Versagensängste und Scham aus. Es herrscht leider nach wie vor der Glaube, Stillen müsse intuitiv funktionieren“, bedauert die Oberärztin und unterstreicht: „Das stimmt aber nicht. Und schon gar nicht beim ersten Kind oder speziellen Situationen wie eben beispielsweise Früh- und Zwillingsgeburten. Schlussendlich hat jede Frau das Recht auf Selbstbestimmung“. Und das gilt auch fürs Stillen. Es ist ein Recht, aber keine Pflicht. Das Wichtigste ist, dass es jeder Mutter und ihrem Kind gut geht: „Unser Ziel ist es, sie auf diesem Weg zu begleiten.“ Das Team der Stillambulanz hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, sich jeder einzelnen Frau, ihrem Kind und deren individueller Problematik anzunehmen und für eine bestmögliche Lösung zu sorgen: „Und das machen wir mit großer Leidenschaft und der dafür nötigen Geduld und Zeit.“
Zusammensetzung der Muttermilch passt sich an
Nicht nur die Stillbeziehung ist individuell, auch die Muttermilch ist in ihrer Zusammensetzung von Frau zu Frau unterschiedlich. Denn der Körper passt sie an die jeweiligen Umstände und Situationen an: „Die Muttermilch von Frauen, die eine Frühgeburt hatten, orientiert sich in ihrer Zusammensetzung an die Bedürfnisse eines Frühgeborenen.“ Zudem wird der individuelle „Nestschutz“ durch die Muttermilch weitergegeben: Abwehrstoffe, die eine Mutter durch eine durchgemachte Erkrankung oder eine Impfung bilden konnte, können durch die Muttermilch an das Neugeborene weitergegeben werden und so in den ersten Lebenswochen vor vielen Infektionen schützen.
Eine für beide Seiten zufriedenstellende Stillbeziehung kann zudem die Mutter-Kind-Bindung fördern: Einerseits wirken die körperliche Nähe und Zweisamkeit zwischen Mutter und Kind, die diese Bindung fördern und das Gefühl von Nähe und Sicherheit stärken. „Zudem wird das sogenannte Bindungshormon Oxytocin in großen Mengen freigesetzt. Und natürlich kann diese Bindung auch bei nicht stillenden Müttern und ihren Kindern genauso stark sein“, betont Dr. Ender.
„Hier am Schwerpunktkrankenhaus sind wir bestrebt, Müttern und ihren Neugeborenen einen bestmöglichen Start ins Leben zu gewährleisten. Stillen ist ein wichtiger Bestandteil der frühen Kindesentwicklung und trägt zur Gesundheit von Mutter und Kind bei“, fasst Oberärztin Dr. Caroline Ender zusammen und schließt mit einem aktuellen Beispiel: „Gerade vor einigen Tagen hat bei uns eine Frau in einer recht frühen Schwangerschaftswoche ihre Tochter geboren. Viele Frühgeborene haben zunächst noch nicht die Kraft und Ausdauer, um selbst an der Brust zu trinken. Durch den intensiven Einsatz unserer IBCLC Kerstin Dörler sind die beiden jedoch inzwischen glücklich und zufrieden gemeinsam auf der Wochenstation. Und das kleine Mädchen trinkt ausgiebig selbst an der Brust.“
Fact-Box Stillambulanz LKH Feldkirch
Wo: Landeskrankenhaus Feldkirch
Wann: Öffnungszeiten am Montag, Mittwoch & Freitag jeweils von 15:00 - 17:00 Uhr sowie nach telefonischer Terminvereinbarung: MO bis FR, 8:00 - 12:00 Uhr: T +43 05522 303 2200
Für wen: Für alle Wöchnerinnen – egal ob frisch entbunden oder schon länger mit Sorgen oder Fragen rund ums Stillen konfrontiert; auch für Schwangere (mit z.B. Gestationsdiabetes).
Was: Das Angebot umfasst:
o Individuelle Stillberatung - jede Stillbeziehung ist einzigartig, die Beratung wird individuell auf Mutter und Kind abgestimmt
o Aufklärung über Ernährung in der Stillzeit
o Anlagetechniken
o Gewichtskontrollen
o Umgang mit und Behandlung von Stillproblemen
o Brustschmerzen
o Milchstau
o Mastitis
o Soor
o Wunde Brustwarzen bis hin zur Brustentzündung
o Saugschwäche
o Zungenbandverkürzung
o Unterstützung bei zu geringer Milchmenge
o Stillen in besonderen Situationen
o Stillen bei Frühgeborenen oder Mehrlingen
o Krankheit von Mutter oder Kind
o Stillen bei Medikamenteneinnahme
o Stillen bei fehlender oder zu geringer Gewichtszunahme
Symbolfoto Mutter und Neugeborenes: ©Mathis Fotografie
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