Ärztliche Ausbildung im Fokus: Ausbilder:innen-Konferenz der Vorarlberger Landeskrankenhäuser 27.05.2025

Im Panoramasaal des LKH Feldkirch hat die erste Ausbilder:innen-Konferenz der Vorarlberger Landeskrankenhäuser stattgefunden. Rund 60 Fachärzt:innen nahmen an der ganztägigen Veranstaltung teil, die ganz im Zeichen der praxisorientierten Kompetenzvermittlung in der ärztlichen Ausbildung stand. Höhepunkte der Konferenz waren ein Fachvortrag und die Prämierung der drei innovativsten Ausbildungskonzepte.
Wie gelingt gute ärztliche Ausbildung im fordernden Klinikalltag? Welche Strukturen braucht es, um Fachwissen nachhaltig zu vermitteln – und was macht eine gelingende Ausbildungskultur aus? Mit diesen Fragen beschäftigte sich am vergangenen Samstag, 24. Mai, die erste Ausbilder:innen-Konferenz der Vorarlberger Landeskrankenhäuser im LKH Feldkirch. „Ausbildung ist nicht etwas, das nebenherläuft – sie gehört zum Kern unseres ärztlichen Selbstverständnisses“, betonte Dir. Priv.-Doz. Dr. Peter Fraunberger, Geschäftsführer der Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG). „Wir müssen das Thema in der DNA unserer Häuser verankern. Wissensvermittlung muss im Alltag spürbar sein – überall dort, wo Menschen lernen wollen. Dafür brauchen wir solche Initialzündungen, die weiterwirken.“
Vom Dialog zur Handlung: Ausbildung als Beziehung
Einen starken inhaltlichen Auftakt lieferte Dr. paed. Christoph Kolbe, Erziehungswissenschaftler und psychologischer Psychotherapeut. In seiner Keynote „Trotz Stress im Dialog bleiben“ sprach er über die Bedeutung einer wertschätzenden Begegnungskultur in der Ausbildung. „Gerade im medizinischen Kontext darf Ausbildung nicht nur ein Übertragen von Wissen sein“, sagte Kolbe. „Vielmehr wirkt sie im Dialog – und dieser lebt von Haltung, Aufmerksamkeit und der Bereitschaft, sich auch in stressigen Situationen auf das Gegenüber einzulassen.“
Im Anschluss arbeiteten die Teilnehmer:innen in moderierten Fokusgruppen an zentralen Fragen aus ihrer Praxis – etwa zu Feedbackkultur, Generationenvielfalt, Konfliktlösung und Zeitmanagement. „Wir wollen voneinander lernen und gemeinsam Lösungen finden, die uns in unserem Alltag wirklich weiterhelfen“, so eine Teilnehmerin. Die offene Atmosphäre ermöglichte lebendige Diskussionen und konkrete Ergebnisse, viele davon sofort umsetzbar.
Innovative Konzepte ausgezeichnet
Die drei ausgezeichneten Projekte zeigen, wie kreativ, strukturiert und engagiert an der Weiterentwicklung ärztlicher Ausbildung in den Vorarlberger Landeskrankenhäusern gearbeitet wird. Die Entscheidung fiel der Jury nicht leicht – eingereicht wurden zahlreiche hochkarätige Konzepte aus unterschiedlichsten Fachbereichen. „Es ist eigentlich schade, dass wir nur drei prämieren können – die Vielfalt und Qualität der Einreichungen war beeindruckend.“
Platz 1 ging an die Abteilung für Gefäßchirurgie am LKH Feldkirch. Ausgezeichnet wurde ihr kompetenzbasiertes Ausbildungskonzept, das gezielt zentrale ärztliche Fähigkeiten wie Fachwissen, Teamarbeit und Eigenverantwortung fördert – mit dem Ziel, junge Kolleg:innen systematisch auf dem Weg zur Facharztreife zu begleiten. „Niemand wird als Ausbildnerin oder Ausbildner geboren. Jeder Mensch ist anders – Ausbildung ist wie das Schleifen eines Rohdiamanten: Man weiß nie, welche Facette am Ende am hellsten glänzt“, erklärt Dr. Alexander Loibnegger, bereichsleitender Oberarzt. Für Primar Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Hofmann, Leiter der Abteilung, ist klar: „Eine gute Ausbildung schafft den Rahmen, in dem junge Kolleginnen und Kollegen wachsen, Verantwortung übernehmen und medizinische Exzellenz entwickeln können.“
Platz 2 belegte das Team der standortübergreifenden Abteilung der Neurologie des LKH Feldkirch und LKH Rankweil mit einem Ausbildungskonzept, das wissenschaftliche Grundlagen mit kreativen Impulsen verbindet. „Von Viktor Frankl bis Pink Floyd – bei uns darf Ausbildung auch inspirieren“, erklärt Oberarzt Dr. Benjamin Matosevic augenzwinkernd, der bei der Veranstaltung zwar nicht anwesend war, das Konzept aber maßgeblich mitentwickelt hat. Gemeinsam mit Oberärztin Dr. Julia Walch und Prim. Dr. Philipp Werner setzt er auf eine starke Feedbackkultur, ein Mentor:innen-System und strukturierte klinische Lernsituationen. „Gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte tragen zur Qualität des gesamten Systems bei – und sie geben ihr Wissen weiter. Das zahlt sich langfristig aus“, so Matosevic.
Platz 3 ging an die Abteilung für Innere Medizin am LKH Bludenz. Mit ihrem strukturierten Ausbildungskonzept macht sie deutlich, dass fundierte Ausbildung auch in kleineren Häusern möglich ist – und dort besonders viel bewirken kann. „Mir war wichtig, dass alle Inhalte, die im Rasterzeugnis gefordert sind, auch tatsächlich abgebildet werden – und zwar so, dass sie im Alltag gelebt werden können“, erklärte Prim. Priv.-Doz. Dr. Alois Süssenbacher. Elemente wie strukturierte Onboardings, regelmäßige Feedback-Gespräche und verschiedene Fortbildungsformate – von Theorie-Impulsvorträgen bin hin zu Hands-on-Notfallschulungen – sollen nicht nur die Ausbildungsqualität verbessern, sondern auch den Standort für junge Mediziner:innen attraktiver machen. „Wir sind ein kleines Haus, aber mit einem klaren Anspruch auf gute Ausbildung“, so Chefarzt Süssenbacher.
Ausbildung strategisch mitdenken
Auch aus politischer Sicht sei es zentral, das Thema konsequent mitzudenken, betonte Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher, MBa, MSc. „Mit dem Bildungsbeirat haben wir wichtige Weichen gestellt – nun geht es darum, dran zu bleiben“, sagte sie. „Gute Ausbildung braucht Engagement, Reflexion und Räume wie diese Konferenz, in denen man sich austauschen und voneinander lernen kann.“
Primaria Dr.in Ruth Krumpholz, Leiterin der Abteilung Anästhesie am LKH Bludenz, und selbst erfahrene Ausbilderin, hob die Bedeutung der kompetenzbasierten Ausbildung hervor: „Eine gute Ausbildung ist nie Zufall. Sie braucht klare Strukturen, Zielorientierung – und Menschen, die sich verantwortlich fühlen. Diese Rolle muss man bewusst annehmen.“
Gemeinsamer Ausklang und Fazit
Durch den Tag und das reichhaltige Programm führte Moderatorin Heidi Winsauer kompetent und herzlich – und ließ genug Raum für Zwischentöne. Am Ende der in jeder Hinsicht intensiven Konferenz tauschten sich die Teilnehmenden beim Stay-Together auch auf persönlicher Ebene weiter aus. „Die erste Ausbilder:innen-Konferenz der Vorarlberger Landeskrankenhäuser war für uns ein gelungener Auftakt einer Veranstaltungsreihe, die nun jährlich stattfinden wird“, sagte Mag.a Sabrina Dolzer, Mitarbeiterin Personalmanagement Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG), die das Projekt gemeinsam mit Vanessa Schobel, BA, MSc, leitet. „Es freut mich sehr, wie engagiert die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und Ideen eingebracht haben – sowohl in den Diskussionsrunden als auch in den Workshops. Wir werden an den gemeinsam erarbeiteten Ansätzen weiterarbeiten und freuen uns darauf, die ärztliche Ausbildung in Vorarlberg kontinuierlich zu stärken.“
Fazit: Die Konferenz hat deutlich gemacht, wie viel Potenzial in der ärztlichen Ausbildung steckt – wenn Fachlichkeit, Haltung und Struktur zusammenspielen. Die Teilnehmer:innen gingen mit neuen Impulsen und gestärktem Selbstverständnis in ihren Ausbildungsalltag zurück. Oder, wie es ein Facharzt formulierte: „Ausbildung ist kein Anhängsel – sie ist unsere gemeinsame Zukunft.“
WEITERE NEWS finden Sie hier: www.landeskrankenhaus.at/news