3. LKH-Notfallsymposium am Tag der Notfallmedizin 23.05.2025

Starke Nerven, kühler Kopf und ganz viel Teamgeist
Am „Internationalen Tag der Notfallmedizin“ (27. Mai 2025), findet im Landeskrankenhaus Feldkirch das 3. LKH-Notfallsymposium in ganz besonderer Form statt: Erstmals richtet sich die Veranstaltung dezidiert an Jugendliche und junge Erwachsene. „Wir wollen authentisch Hintergrundwissen vermitteln und gezielt aufklären“, freut sich Organisator und iNA-Stationsleiter Matthias Hellmair, MBA auf die restlos ausgebuchte Veranstaltung. Das jugendliche Publikum erhält Einblicke in verschiedene Tätigkeitsbereiche der Akutversorgung und erfährt von deren Zusammenwirken. Mit dabei sind daher nicht nur Vertreter:innen der Notfallpflege und des spitalsärztlichen Bereichs, sondern auch der Rettung, der RFL (Rettungs- und Feuerwehrleitstelle) sowie der Pflegeschule Vorarlberg.
Die Vorträge sind auf die Themenwelten junger Menschen zugeschnitten und werden aus (sozial)medizinischer Sicht beleuchtet. Beispielsweise landen immer wieder auch junge Patient:innen mit kritischen Auswirkungen von K.O.-Tropfen, übermäßigem Alkoholkonsum und Drogenmissbrauch in der Notaufnahme. Expert:innen von ifs/Gewaltberatung und Gewaltschutzzentrum Vorarlberg runden die professionelle Aufklärung ab. Daneben bietet das Symposium erstmals auch die Möglichkeit, Reanimation und Erste-Hilfe-Maßnahmen unter fachlicher Aufsicht zu üben.
Routiniertes Handeln in Ausnahmesituationen
Einer der Vortragenden ist DGKP Andreas Sparr, BSc., der in seiner Funktion als Notfallpfleger seine Arbeit in der iNA (Interdisziplinäre Notaufnahme) am LKH Feldkirch vorstellt. In der Notaufnahme ist kaum ein Tag wie der andere. Im Vorhinein lässt sich nicht planen, was auf das Dienstteam zukommt. „Man muss sehr flexibel sein“, erzählt er. „Dennoch gibt es auch in unserem Bereich routiniertes Arbeiten und Struktur wie etwa die tägliche Einteilung der jeweiligen Tätigkeitsbereiche. Routine in Form von Wissen, Erfahrung und Übung ist zudem überlebenswichtig, um in hektischen Momenten so rasch wie möglich die richtigen Entscheidungen treffen zu können.“ Akutmedizinische Notfälle werden meist durch die Rettungskräfte angekündigt. Dann werden sämtliche Fachleute vorab informiert und vorbereitet. „Aber auch hier gilt: Direkt nach der Ankunft des/der Patient:in muss alles sehr schnell gehen. Und da macht sich jahrelange Erfahrung bezahlt. Ich geh im Kopf durch, was alles sein könnte, und was wann am wichtigsten ist.“
Für die Patient:innen ist die Notfallpflege nach dem Rettungsteam bzw. den Ersthelfer:innen der erste Kontakt im Spital. Sie können darauf vertrauen, dass alles in die richtigen Wege geleitet wird: Das Team der Notfallpflege hat professionelle Guidelines ausgearbeitet, die einen geregelten Ablauf nach dem „Manchester Triage System“ sicherstellen „Vor allem neue Mitarbeitende profitieren von klaren Richtlinien und Strukturvorgaben. Diese werden zu Beginn von den Erfahrenen im Team über mehrere Monate hinweg an der Hand genommen. Wichtig ist hier zum Beispiel, sich nicht nur auf Geräte und Technik zu verlassen, sondern sich den Menschen, der rasche Hilfe braucht, mit geschultem Blick genau anzusehen.“
Stabiles „Nervenmäntele“ und Teamfähigkeit
Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem ärztlichen, pflegerischen und medizintechnischen Personal ist in der Notaufnahme essentiell: „Und die ist hier bei uns besonders positiv hervorzuheben“, lobt Stationsleiter Matthias Hellmair den starken Zusammenhalt im Team. „Ich weiß, dass sie gut aufeinander achten. Denn Schicksale, die unter die Haut gehen, erleben wir hier sehr viele. Vielleicht nicht jeden Tag, aber eben doch. Neben Wissen und Erfahrung ist ein gestärktes Team die allerwichtigste Basis dafür, dass unser Beruf gut funktionieren kann.“ Alle müssen darauf vertrauen können, dass die Kommunikation – vor allem auch mit den anderen Berufsgruppen – auf Augenhöhe reibungslos funktioniert. Und Andreas Sparr unterstreicht: „Ich weiß, ich bin nie alleine. Ich kann immer jemanden aus dem Team dazu holen, wenn es einmal kritisch werden sollte. Wir sind durch unsere täglichen Herausforderungen extrem zusammengewachsen. Das Team ist zu einer Art Familie geworden, mit der ich unheimlich gerne arbeite.“
Nicht jeder Mensch ist für die Arbeit in der Notaufnahme gemacht. „Teamfähigkeit und vor allem ein gewisses Nervenmäntele sollten Interessierte schon mitbringen“, rät der Experte. „Man muss sich ins kalte Wasser stürzen trauen und sehr wichtige Entscheidungen treffen. Dabei muss man klar denken können, die Ruhe bewahren, die nächsten Schritte und Anweisungen klar formulieren und weitertragen. Hektik verursacht nur Chaos. Ich persönlich mag diese Art von Arbeiten wirklich sehr.“ Dabei hat auch Andreas Sparr zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn so manche Situation in Gedanken mit nach Hause genommen. “Heute bin ich so weit, dass ich Krankenhaus und Zuhause sehr gut trennen kann. Man entwickelt mit den Jahren und der Erfahrung eine gewisse Resilienz und stärkt seine Fähigkeit, mit Stress und emotional belastenden Momenten umzugehen. Ein Ausgleich aus Sport, Hobbys, einer guten Freizeitgestaltung hilft dabei sehr.
Gesundheitssystem effektiv nutzen
Einblicke in unser Gesundheitswesen sind das eine, das die Veranstaltung vermittelt, es richtig zu nutzen, das andere: Wann soll ich 1450 wählen, wann die Rettung? Wann kann ich mit einem Gesundheitsproblem auch noch am nächsten Tag den Hausarzt aufsuchen, wann ist Eile geboten und die Notaufnahme die richtige Adresse? – Die Mitwirkenden des 3. LKH-Notfallsymposiums möchten auch dahingehend sensibilisieren: „Wir wollen aufklären, wie man unser Gesundheitssystem richtig und effektiv nutzen und es damit gleichzeitig schonen kann“, kündigt Matthias Hellmair an. „Und dazu gehört auch ein sorgsamer Umgang mit der eigenen Gesundheit. Wir sind ja nicht nur Krankenpfleger:innen, sondern auch Gesundheitspfleger:innen. Und als solche nehmen wir auch unsere beratende Funktion sehr ernst.“
Das Wissen um die Auswirkungen von Alkohol- und Drogenkonsum auf den eigenen Körper entwickelt sich mit der Erfahrung. „Häufig sehen wir junge Menschen, die bei ihrem ersten Kontakt mit Alkohol die Grenze dessen, was noch verträglich ist, überschritten haben und eine deutlich zu hohe Dosis im Körper haben“, berichtet Dr. Claudia Beck (Oberärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Feldkirch). Sie ist zum Thema „Rauchen, Alkohol, Drogen und K.O.-Tropfen“ auf dem Podium vertreten: „Im jugendlichen Eifer geschieht es schnell, dass zu viel konsumiert wird. Meist bleibt es bei wenigen Malen. Die Entwicklung von Abhängigkeiten und Langzeitfolgen ist für junge Menschen aber schwer abzuschätzen. Und leider treffen wir in der Notaufnahme auch immer wieder auf junge Erwachsene, die regelmäßig wegen Alkohol- und Drogenmissbrauchs notfallmäßig behandelt werden müssen.“ Daher gilt es, das Bewusstsein beim jungen Publikum zu schärfen. „Viele Jugendliche stehen heute generell unter hohem Druck“, weiß OÄ Dr. Claudia Beck. „Da ist es verlockend, mit Hilfsmitteln kurzfristig der Realität zu entfliehen. Was uns neben dem Alkohol- und Drogenkonsum große Sorgen bereitet, sind vermehrte Einlieferungen von Jugendlichen, die in suizidaler Absicht verschiedene Medikamente eingenommen haben. Dies deckt sich mit den österreichweiten Zahlen, die ebenfalls ein Anstieg an Suizidversuchen zeigen.“ Dem gilt es, mit Präventionsmaßnahmen gezielt entgegen zu wirken. Die Ärztin verweist auf seriöse Hilfsangebote, wie sie etwa auf der Webseite www.bittelebe.at vermittelt werden.
Spannender und zutiefst menschlicher Arbeitsplatz
Alles in allem macht die Mischung aus Notfallmanagement und Akutversorgung die iNA zu einem äußerst spannenden und gleichzeitig zutiefst menschlichen Arbeitsplatz: “Auch noch nach vielen Jahren ist meine Arbeit immer aufs Neue interessant“, schließt DGKP Andreas Sparr, MSc.: „Regelmäßige Fortbildungen motivieren zusätzlich. Es ist ein Bereich, der sich ständig weiterentwickelt und es erlaubt, mein Wissen kontinuierlich auszubauen. Auf der anderen Seite gebe ich mein Wissen auch gerne weiter“, betont er im Hinblick auf Fachschulungen und das bevorstehende Symposium.
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